Der Herr der Räder: Die Gefährten
Am 3. Juni passieren wir zunächst die Landesgrenzen von Kroatien und kurze Zeit später Serbien. Wir sind noch immer zu dritt unterwegs. Zum ersten Male befinden wir uns auf unserer Reise außerhalb der Europäischen Union. Die Währung ist der serbische Dinar, die Sprache besteht aus für uns unverständlichen kyrillischen Schriftzeichen. Hier nimmt unsere Reise noch einmal ganz neue Fahrt auf.
Zunächst haben wir Probleme, den Grenzübergang zu Serbien zu finden. Nach rund sieben Kilometern einsamem Radweg in der prallen Sonne finden wir uns an einem Grenzzaun wieder. Die zwei jungen Männer auf der anderen Seite der Grenze sagen uns, dass wir wieder zurückfahren müssen, um die Grenze zu passieren. Das kostet uns viel Zeit.
Kurz hinter der serbischen Grenze machen wir spontan Halt im kleinen Dorf Bezdan, um uns einige Erfrischungen zu kaufen. Während wir unsere Kaltgetränke genießen, beobachten wir zwei Radreisende, die auf der Straße zügig an uns vorbei fahren. Sie scheinen uns jedoch nicht zu sehen. Kurze Zeit später sitzen wir wieder auf unseren Drahteseln und setzen die Fahrt fort. Und prompt sehen wir die beiden Radler vor einer Kneipe stehen. Wir halten an, unterhalten uns kurz, tauschen unsere Reisepläne aus. Es passt einfach alles uns wir tun uns für die Tagesetappe zusammen. Wir reisen nun mit Katharina und Martin, insgesamt zu fünft. Unsere Gruppe wird immer größer.
Gegen Abend erreichen wir die erste größere Stadt in Serbien, Sombor. Hier soll ein Campingplatz auf uns warten. Wir sind fast durch die komplette Stadt gefahren, da fällt uns das kleine Schild auf. Bike Camp Longtour sieht zunächst aus wie ein gewöhnliches Bed & Breakfast, stellt sich dann aber als ein Campingplatz im ruhigen Hinterhof heraus. Der Gastgeber Peck ist selber begeisterter Radfahrer und hat hier ein kleines Paradies für Radreisende auf dem EuroVelo 6 eingerichtet.
Der Garten ist als kleiner Campingplatz eingerichtet und bietet alles, was der einfache Radfahrer nach einem anstrengenden Tag im Sattel benötigt. Eine saubere Toilette und eine Außendusche, gepflegter Boden für das Zelt und eine Art Aufenthaltsraum mit Küche, Kühlschrank und Tischen. Peck hat sogar eine kleine Fahrradwerkstatt in seinem Garten eingerichtet, die kurze Reparaturen am Rad ermöglicht.
Kurz nach unserer Ankunft findet im Innenhof von Longtour eine Veranstaltung für Fahrradfahrer statt. In Sombor ist Bike Day und zum Abschluss des Tages versammeln sich die Radler zu einer Kundgebung mit Limonade bei Longtour. Zwischenzeitlich erreichen noch zwei Radlerinnen das Camp, Leonie und Steffi. Unter deutscher Besatzung wird es ein geselliger Abend mit vielen Geschichten und Anekdoten aus unseren ersten Wochen auf der Straße.
Das Longtour Bike Camp war unserer Meinung der am liebevollsten gestaltete Campingplatz am EuroVelo 6. Die Gastgeber sprachen gutes englisch und waren sehr herzlich. Es fehlte an nichts und wir bekamen mehrmals Kaffee serviert. Diesen Campingplatz möchten wir gerne weiterempfehlen.