Albanien ist ein verrücktes Land. Das können wir nach über einer Woche im Land definitiv sagen. Verrückt, aber total liebenswert. Wir genießen die Zeit hier, auch wenn einige Tage wirklich anstrengend sind.
Wir beginnen unseren Albanien-Trip im touristisch geprägten Süden des Landes. In der Stadt Sarandë kommt bei bestem Wetter das Feeling von Sommer, Sonne und Strand auf. Die gesamte Stadt besteht aus Hotels. Wir fragen uns, wo die rund 17.000 Einwohner zählende Bevölkerung lebt. Die Antwort darauf finden wir bereits rund einen Kilometer außerhalb des Stadtzentrums: in den Slums. Direkt neben halbfertigen Bauruinen, die scheinbar irgendwann Hotels werden sollen, leben die weniger privilegierten Albaner in katastrophalen Zuständen, zwischen Bergen von Müll und halb demontierten Autos.
Auf unserem Weg entlang der Küste gen Norden machen wir noch viele vergleichbare Erfahrungen. Während die Touristenorte wie Himarë, Vlorë und weitere große und kleine Orte stets eine heile Welt suggerieren, kommen wir zwischendurch immer wieder in ärmere Gegenden, in denen die Leute wesentlich einfacher leben. Doch die Albaner sind, egal ob arm oder reich, ein unglaublich gastfreundliches und hilfsbereites Volk. Auf den Straßen werden wir regelmäßig von Jung und Alt herzlich gegrüßt. Man fragt uns, ob wir Hilfe benötigen oder etwas suchen. Wir fühlen uns in Albanien einfach sehr gut aufgehoben. Wenn wir ihnen erzählen, dass wir aus Gjermankommen, freuen sie sich immer ganz besonders. „Ah Deutschland. Fußball. Rummenigge.“
Doch auch die Albaner haben ein fürchterliches Laster: Ihre Hupen! Autofahrer in Albanien nutzen ihre Hupe wirklich für alles. Zum Grüßen, zum Warnen, um den Weg frei zu machen und um dem Anderen zu sagen, wie mies er fährt. Das bekommen wir auf unseren Rädern in einer unfassbaren Lautstärke immer wieder erneut mit. Wir sind natürlich auch häufig das Ziel des Hupens.
Wir fahren auf einer Straße. Alles ist frei, kein Gegenverkehr. Ein Albaner kommt von hinten mit einem Affenzahn angefahren und … er hupt. Ein LKW kommt uns entgegen, fährt an uns vorbei … und hupt gleich mehrmals. Wir fahren im Kreisverkehr und hindern einen Albaner daran, mit gefühlten 80 Kilometern pro Stunde in den Kreisverkehr zu fahren. Und er hupt uns an. An einem Tag mache ich mir den Spaß, die Anzahl von Hupgeräuschen auf einer Strecke von rund 40 km zu zählen. Bei 120 Mal hatte ich keine Lust mehr.
Landschaftlich ist Albanien auch sehr vielfältig. Wir fahren mal entlang wunderschöner Strände direkt an der Küste. An einem anderen Tag geht es durch hügelige Landschaft, nur wenige Kilometer weit weg vom Meer. Sogar einen Bergpass, den Logara-Pass erklimme ich. allerdings ohne Georg. Aufgrund von Problemen mit seiner Bremse musste er mit dem Bus in die Hauptstadt Tiranë fahren.
Die Mischung aus all diesen Erfahrungen macht den Trip durch Albanien zu einem unvergesslichen Erlebnis. In rund 10 Tagen haben wir leider nur die westliche Hälfte des Landes erkundet. Für die östliche Hälfte werden wir wohl noch einmal wieder kommen müssen.