Hallo Hellas
Die Überschrift lässt es bereits vermuten. Und auch wer in den letzten Tagen unsere Position auf der Karte betrachtet hat, weiß es auch schon. Wir haben unser Zwischenziel erreicht. Am 20. Juni haben wir die Grenze von Mazedonien nach Griechenland überquert. Endlich benutzen wir wieder vertrautes Geld und können unsere mobilen Daten am Handy einschalten, ohne Angst vor einer riesigen Handyrechnung zu haben.
Leider waren die ersten Erfahrungen in Griechenland ein ganz schöner Dämpfer. An der Grenze empfängt uns ein unfreundlicher Grenzpolizist. Er nimmt unseren Ausweis, scannt ihn ein, und gibt ihn uns ohne eine Mine zu verziehen wieder. Kein freundlicher Gruß, kein auf Wiedersehen. Hm.
Im ersten Ort nach der Grenze verfolgen uns wilde Hunde. Entgegen aller Erwartungen sind die Hunde in Griechenland um einiges schlimmer, als in Serbien oder Mazedonien. Sie lassen gar nicht von uns ab, bellen wie verrückt und kommen gefühlt aus jeder Ecke. Immerhin sind die Straßen ein wenig besser als zuvor. Und die Autofahrer fahren ein wenig rücksichtsvoller an uns vorbei. Wir erleben LKW-Fahrer, die tatsächlich Bremsen, statt uns zu überholen, wenn Gegenverkehr kommt.
Nach den ersten Stunden auf griechischem Boden kommt noch nicht so wirklich Freude auf, dass wir angekommen sind. Nach den vielen tollen Erfahrungen in den für uns Mitteleuropäern fremden Ländern Serbien und Mazedonien wirkt Griechenland schon fast langweilig. Der teure Kaffee in einem leblosen kleinen Kaff, serviert von unfreundlichem Personal gibt uns dann den Rest. Wir sehnen uns zurück nach den lebhaften Balkanländern. Am liebsten würden wir sofort wieder umkehren.
Doch nachdem wir den Vegoritida-See erreichen und schier endlose Plantagen von Obstbäumen entdecken, ist das alles wieder vergessen. Wir fahren vorbei an Bäumen voller Kirschen, Aprikosen und Äpfeln. An jedem Baum bleiben wir stehen und pflücken uns köstliche Früchte. Und an jedem Baum schmecken sie ein wenig anders. Reife Früchte direkt vom Baum, das kennt man aus Deutschland einfach nicht. Wir essen hier die besten Kirschen und Aprikosen unseres Lebens. Durch die ständigen Pausen an den Obstbäumen verzögert sich unsere Ankunft in Edessa leider immer weiter. Aber das ist es wert. Als wir Edessa erreichen, haben wir bestimmt schon 2 kg Kirschen gegessen.
Auch am nächsten Tag, an dem wir weiter nach Thessaloniki fahren, finden wir wieder reichlich frisches Obst. Hier wachsen meist Nektarinen und Pfirsiche. Reif und frisch vom Baum sind es auch hier wieder die besten Früchte, die wir jemals gegessen haben.
Rund 25 Kilometer vor Thessaloniki folgt dann der nächste Dämpfer. Georg fährt, mit den Gedanken bereits am Ziel, mit dem Hinterrad durch ein tiefes Schlagloch in der sonst ganz guten Straße. Auf einen wutentbrannten Schrei folgt ein plattes Hinterrad. Glücklicherweise ist bereits nach wenigen Metern eine Einmündung in einen Feldweg, in den wir die Fahrräder abstellen können.
Die gute Laune und der Flow, den wir bislang haben, ist dahin. Einen Ersatzschlauch haben wir, allerdings muss vor dem Wechsel zunächst das Gepäck ab vom Fahrrad. In der brütenden griechischen Sommerhitze stehen wir nun und bauen das Fahrrad so weit auseinander, dass wir den Platten flicken können. Ohne den angenehmen Fahrtwind quält uns die pralle Sonne. Der Schweiß tropft von unserer Stirn in die Augen und Raubt uns die Sicht. Unser Trinkwasser kocht in den Flaschen. Rund 45 Minuten vergehen, ehe das Rad wieder startbereit ist.
Nach der erfolgreichen Reparatur setzen wir die Fahrt in Richtung Thessaloniki fort. Die Fahrt durch das Land, das ursprünglich unser Ziel war. Das Land, das uns bislang am wenigsten gefällt.