Kies ist KEIN geeignetes Material für einen Radweg!
Wir sind nun seit über zwei Wochen jeden Tag auf unseren Fahrrädern unterwegs. Mittlerweile in Ungarn angekommen merken wir die vielen Kilometer, die wir durch Deutschland, Österreich und die Slowakei gefahren sind. Wir befinden uns nun kurz vor Budapest. Hier wollen wir eine kurze Pause einlegen und die vielen Eindrücke der Stadt aufnehmen und genießen.
Die Slowakei ist bisher verglichen mit den deutschsprachigen Ländern ein wirkliches Abenteuer. Am 26.5. passieren wir die österreichisch-slowakische Grenze. Der Grenzübergang erscheint wieder EU-typisch unspektakulär. Wir erkennen lediglich an den ersten bunten Werbetafeln in fremder Sprache, dass wir uns in einem anderen Land befinden. Der erste Halt unmittelbar hinter der Grenze ist Bratislava. Wir erreichen die Stadt am Vormittag und erwarten geschäftiges Treiben im Inneren. Doch die Stadt ist überraschend ruhig und idyllisch. Lediglich einige Touristen schlürfen hinter den Stadtführern hinterher, die stolz von der Geschichte ihrer Stadt berichten. Wir setzen uns in der wunderschönen Altstadt in ein Café und genießen unser Frühstück in der Sonne. Anschließend erkunden wir die Altstadt auf eigene Faust.
Nach unserer Tour durch Bratislava peilen wir den Donauradweg wieder an. Auf dem Weg passieren wir ein Einkaufszentrum, welches an einem Samstag wie verlassen wirkt. Klar, die Slowaken kamen uns in Österreich in Scharen in ihren Autos entgegen. Es ist wohl keiner mehr in Bratislava, der in das Einkaufszentrum gehen könnte. Der Radweg führt uns weiter flussabwärts. Die Temperaturen steigen auf bis zu 28°C. Mittags kühlen wir die Füße in einem See direkt an der Donau ab. Nach der schönen Seelandschaft folgt ein langer, gerader Kanalausbau der Donau. Der Radweg führt uns auf der Deichkrone entlang, oben ein stetiger Geruch von Bitumen vom in der Sonne brodelnden Asphalt des Kanals. Wie wir später herausfinden, ist der lange Kanal ein noch immer sichtbares Symbol Stalins Größenwahn, um die Donau bis an die Grenze der UdSSR schiffbar zu machen.
Gegen Abend gehen wir bei Tesco Vorräte kaufen, um am Sonntag noch etwas zu Essen zu haben. Wir sind nun in Vel’ky Meder. Um hierher zu kommen, mussten wir den Radweg verlassen. Das kostete uns im Nachhinein betrachtet viel Zeit. So viel Zeit, dass wir keinen Campingplatz mehr finden. Glücklicherweise kommen wir an einer Pension vorbei, die uns günstig ein Dach über dem Kopf und einen vollen Bauch bietet. Für 13€ pro Person nächtigen wir, für 1€ trinken wir Bier. Leicht angeheitert vom günstigen Bier fallen wir nach gut 100 km in unsere gemütlichen Betten.
Am nächsten Morgen schlafen wir lange und frühstücken ausgiebig. Gegen 10 Uhr starten wir in den Fahrradtag. Von Vel’ky Meder fahren wir lange über Landstraßen, bis wir den Eurovelo 6 wieder erreichen. Kurz vor dem Radweg kommen uns einige Fahrradtouristen entgegen, die vom Donauradweg abfahren. Einige Minuten später wissen wir auch, warum: Der Donauradweg besteht hier ausschließlich aus feinem Kies! Rund 30 Kilometer lang kämpfen wir uns bei Richtung 30°C kletternden Temperaturen über den Kiesweg. Unsere schweren Fahrräder sinken regelmäßig im Kies ein uns zwingen uns zu erhöhter Achtsamkeit. Auf die Landstraße ausweichen ist nun keine Option mehr. Die Beschaffenheit der Straßen in der Slowakei machen die Wahl des besten Weges zu einem Glücksspiel.
An diesem Tag haben wir leider wieder Pech bei der Suche eines Campingplatzes. Wir entschließen uns dazu, die Nacht im Zelt in den Donauauen zu verbringen. Doch die Suche nach einem geeigneten Platz erweist sich durch das sandige und abschüssige Ufer der Donau als echte Herausforderung. Die Dunkelheit bricht ein uns wir haben noch immer keinen Schlafplatz. In Kravany nad Dunajom angekommen finden wir eine kleine Kneipe. Dort fragen wir die einheimischen nach geeigneten Plätzen zum Zelten. Glücklicherweise treffen wir Karol, der sowohl gut deutsch spricht, als auch eine Lösung für unser Schlafproblem hat. Karols Freund Stefan wohnt ganz in der Nähe und besitzt einen Garten, den er zum Campingplatz ausbauen will. Uns wir dürfen die ersten Gäste sein! Erleichtert bauen wir unsere Zelte in Stefans Garten auf. Wir schlafen sofort ein.